Vobra

Vobra (so der Name des Umlandes von Vorovis) ist ein zwischen den Bergen von Chescea und dem Meer gelegener Küstenstreifen, der sich südwestlich von Elùrya anschließt und von dort aus auch über eine am Meer verlaufende Straße erreichbar ist.

Vobra ist schon seit vielen Jahrhunderten Kulturland. Den strengen Herren von Vobra, die von Vorovis aus mit fester, militärgestützter Hand regieren ist es gelungen, die Landschaft in ein höchst effektives Anbaugebiet von Getreide zu verwandeln. So ist Vobra erstaunlicherweise landwirtschaftlich unabhängig, während z.B. Estichà auf Kornlieferungen aus der Allianz angewiesen ist. Die Landschaft ist ziemlich flach, hier und da von einigen Bächen durchzogen, jedoch fast überall von schnurgeraden Wegen und Zäunen in rechtwinklige Flächen zerteilt. Je weiter man jedoch nach Süden kommt, desto hügeliger und wilder wird die Landschaft, die schnell nach Chescea hin ansteigt und schließlich in schroffes Bergland übergeht.
Die Südhänge von Chescea sind sehr reich an Erzen aller Art und so wird man überall von Kriegsgefangenen betriebene Minen finden.



EIN DORF IN VOBRA


Schon als ihr von der Straße abbiegt und den kleinen Hügel hinan zieht, gerät die kleine Kindergruppe in helle Aufregung. Bald haben sie sich im Spalier am Weg aufgebaut und bestaunen Euch mit großen Augen und offenen Mündern, als ihr sie passiert. Furchtsam und neugierig zugleich kichern sie und bestaunen die langen Waffen und die blinkenden Rüstungen.
Schnell ist der Palisadenzaun durchquert und ebenso schnell merkt ihr, daß ihr vom Dorf nicht viel zu erwarten (befürchten?) habt: sehr groß ist es nicht, es nimmt in insgesamt vielleicht eineinhalb Dutzend der Langhäuser und kaum mehr als 150 Menschen auf. In der Tat scheinen in jedem der Langhäuser mehrere Familien zu leben: die nicht ebenerdig sondern auf Stelzen stehenden Hausabschnitte sind über vorne angebrachte Stege verbunden und sogar der Zugang zu den oberen Stockwerken geschieht über Außentreppen, denn der winzige Wohnraum würde wohl durch die Treppen gänzlich aufgezehrt werden. Die Dächer sind weit ausladend und viele gar nur nach einer Seite hin abgeschrägt. Da die Häuser im Zentrum des Dorfes höher sind als die äußeren scheint es oft so zu sein, daß das Regenwasser über die Dächer von innen nach außen geleitet wird - schließlich ist der Boden keineswegs gepflastert und so möchte man wenigstens die inneren Pfade vor vollommener Verschlammung schützen.
Kaum ist das Dorf betreten, ist die Mitte auch schon erreicht: mehr als ein gemauertes Becken, das von höherliegenden Zisternen gespeist wird und wohl als Brunnen dient, ein kleines steinernes Gebäude das das Staatssymbol von Vorovis trägt und als einziges einen wehrhaften Eindruck macht sowie einem fast turmartigen Bau mit weit ausladendem, flachem Dach (wohl ein Tempel) hat dieses Dorf scheinbar nicht zu viel zu bieten - wenngleich die offene Türe dort in diesem höchsten aller Wohnhäuser und der davor aufgebaute Tisch mit einigen leeren Stühlen als Taverne auszulegen wäre. Ein Blick durch die offene Türe offenbart allerdings, daß dies wohl auch ein provisorischer Krämerladen ist...
Eine Dorfbewohner lugen bereits neugierig aus den kleinen, lukenartigen Fensterchen hervor und einige beginnen bereits zu tuscheln.



LANDSCHAFT


Vobra ist der Name dieser wildromantischen Gegend, die auch dem ganzen Staatsgebilde, dessen Hauptstadt Vorovis ist, seinen Namen gab. Grüne, dicht mit Buschwerk und niedrigen Wäldern bewachsene
Berghänge, Täler mit saftigem Weideland, kleinen Bächen und Flüssen, an denen Mühlen mit regelmäßigem Klappern das Korn der weitreichenden Felder zermahlen wird.
Vobra ist schon relativ lange eine Kulturlandschaft: schon vor über 800 Jahren war nahezu die ganze Ebene zwischen dem Chescea-Gebirge und dem Meer vom Dschungel befreit und durch Menschen kultiviert. Zunächst wurde es nur als Weideland benutzt, doch schnell wurden die Viehherden von gutem Korn verdrängt, das hier überaus reichlich und schnell wächst. So ist Vorovis, was Nahrungsmittel anbelangt, vollkommen autark. Woran es Vorovis jedoch mangelt, ist Holz. Nach
jahrzehntelangem Raubbau an den großen Wäldern in Vobra hat sich der Dschungel in enge Täler zurückgezogen und die Rodung an diesen unzugänglichen Stellen ist mittlerweile so umständlich und kostspielig geworden, daß es billiger ist, Holz aus Estichà zu
beziehen.
Vobra ist ziemlich dicht besiedelt. Kleine Dörfer liegen recht nah beieinander, allerhöchstens zwei Wegstunden voneinander entfernt, die meisten an der Küste, einige wenige auch im Hinterland. Je weiter man sich jedoch dem Chescea-Gebirge nähert, desto steiniger wird der Boden, der alsbald kaum noch Landwirtschaft zuläßt und deshalb auch von Menschen im wesentlichen unberührt ist. Gutshöfe oder gar Dörfer wird man in der Nähe des Gebirges wohl kaum finden, denn die zahlreichen Höhlen und Schluchten von Chescea bieten allerlei Untieren guten Unterschlupf und einige mutige Bauern, die ihren Hof zu nah am Gebirge errichteten, landeten in kleine Stückchen zerrissen in den Mägen diverser Monstrositäten.
Das Leben in den Dörfern könnte ein wundervolles, friedliches Leben in Wohlstand sein, wären da nicht die hohen Abgaben. Die Abgaben werden an die jeweiligen Lokalkommandeure entrichtet, die in den regelmäßig über das Land verteilten Kasernen stationiert sind, und jeder hat dafür Sorge zu tragen, daß sein Landstrich jedes Jahr ein wenig mehr an Produkten abwirft. Zum Glück für das Volk findet sich hin und wieder ein Offizier, der Milde walten läßt und so hört man in einigen Dörfern doch hin und wieder ein fröhliches Lachen, während andere Gegenden in bitterer Armut versinken, weil ihnen regelmäßig fast ihr gesamter Besitz genommen wird. Alles in allem Leben auf dem Land etwa 2.000 Menschen, dazu kommen nochmals gut 400 Soldaten und Beamte.

Chescea

Das Chescea-Gebirge ist ein stark zerklüfteter Bergrücken, der Vobra in seinem Süden begrenzt. Der Wind fährt über die scharfkantigen Felsbrocken, taucht in Abgründe hinab und prallt unvermittelt auf Steilwände. Die Orientierung innerhalb des Gebirges
ist äußerst schwierig, denn es gibt kaum einen Bergrücken, der sich über die anderen erheben würde, nein alles ist voller Zacken und Kanten, die die Sicht versperren und alle sehen sie irgendwie gleich aus.
Kaum zu glauben, daß hier jemand überleben kann, aber im Inneren der Berge gibt es tatsächlich einige primitive Stämme von Menschen, die hier hausen und sich von der Jagd auf einige Bergziegen ernähren. Eben jene Stämme waren es, die seinerzeit von chiranischen
Expeditionen entdeckt wurden und aus denen die Menschenvölker hervorgingen, die nun keine zwei Jahrtausende später in allen Regionen der Welt zu finden sind.
Das Gebirge an sich ist kaum zu überqueren, gebaren sich diese Stämme doch heute oft aggressiv und angriffslustig und das extrem unwegsame Gelände tut sein übriges. Soweit es aus den spärlichen Berichten zu schließen ist, scheint es jenseits des Gebirges aber nicht viel mehr als weitere Felsen und Gebirgszüge zu geben, so daß eine weitere Erforschung weder nutzbringend noch ohne große Anstrengungen und Verlusten durchführbar sein dürfte.

Vorovis

  • Einwohner: 14.700 (99% Menschen, 1% andere)
  • Herrschaft: diktatorische Oligarchie aus drei Militärs, einem Kanzler und dem Hostinos-Hohepriester
  • Tempel: alle des Alten Kultes, außer Krestos, von einigen nur Schreine
  • Stimmung: eine durch und durch brutale Militärdiktatur, willkürliche Hinrichtungen und Terror halten die Bevölkerung gefügig, unterschwelliger Haß und gegenseitige Verleumdungen tun ihr übriges, um das Leben für das Volk zur Hölle zu machen, während es für Reiche ein Paradies darstellen mag; Untergrundbewegungen sind vorhanden, stehen aber vor einem aussichtslosen Kampf gegen den Geheimdienst der Kanzlerin Shayandra.

Schon der erste Anblick der schwarzen Stadt beantwortet jede Frage, warum Vorovis diesen Beinamen trägt:
Hohe grobbehauene Steinmauern ragen vor dem Wanderer auf, sieht er das erste Mal auf die Stadt. Wehrgänge und Türme blicken mit dunklen, leeren Augen mürrisch auf jeden hinab, der es wagt sich dieser Stadt zu nähern. Das mächtige Stadttor mit seinen metalldornbewehrten Flügeln erscheint wie das Maul eines Monsters, das Hunger hat. Die große Maueranlage übersteigt die Vorstellungen von dem Wort „groß“, und dumpf hallt in den Erinnerungen das Wort „titanisch“. Die drei hintereinander gestaffelten Mauerringe, der nachfolgende immer 5 Vat höher als der vordere, halten mit Sicherheit jeglichem Bezwinger stand. Egal, ob er hinein oder heraus will. Die Toranlagen werden mehrfach gesichert, und alle Wehrgänge sind ständig von über 100 Soldaten der Stadtwache bemannt.
Läßt man endlich das Tor nach bisweilen demütigenden Durch- und Untersuchungen hinter sich, so scheint die Sonne sich völlig vor diesem Anblick verstecken zu wollen.
Obwohl es mitten am Tag ist, ist es düster wie bei Dämmerung. Die Straßen werden von Fackeln gesäumt, die mit metallenen Haltern alle paar Vat befestigt sind. Die Straßen sind eng, schmutzig und finster. Man kann sich des Gefühls des Eingesperrtseins in einer tiefen Felsspalte nicht erwehren. Ein Blick nach oben macht es einem nur um so mehr bewußt. Die Befestigungsmauern verhindern, daß die Stadt sich in die Breite ausdehnt. Also wächst sie in die Höhe. Man findet kein Gebäude, das weniger als sechs Stockwerke zählt. Durch die schmalen steingemauerten Furchen, die man hier Straßen nennt, dringt nur wenig Licht bis zum Boden. Wenn es woanders 12 Stunden am Tag hell ist, so ist es hier nur am Mittag, wenn die Sonne senkrecht über der Stadt steht. Die Leute scheinen das Lächeln hier verlernt zu haben und sehen jeden Unbekannten verstimmt und argwöhnisch an. Offen getragene Waffen, die Hände ständig am Knauf, bereit in jedem Augenblick den kalten Stahl zu ziehen, scheint es, als ob die Stadt kurz vor dem Ausbruch einer Schlacht steht, die nur mühsam durch die schwerbewaffneten Patrouillen unterdrückt wird. In den schmalen, überfüllten Gassen gehen die Leute sehr nah - zu nah - aneinander vorbei, und man hat das Gefühl, als ob jeder auch nur lauere, angerempelt zu werden, um dem "Feind" seine Waffe in den Bauch zu rammen. In den schon bedrückend engen Gassen rinnt in einer Mittelfurche der Dreck und die Fäkalien der Stadt. Der Gestank der Suppe und die Körpergerüche der Menschen lassen einer feinen Nase die Übelkeit aufsteigen und nur mühsam wird der Drang unterdrückt, seinen Teil dazu zu fügen. Jeder der auch nur ein wenig zu lange steht, wird gleich von einer der zahlreichen Patrouillen angesprochen und mit zynischem, bellendem Ton weitergeschickt. So herrscht ein drängendes, dunkles, stinkendes Treiben auf den Straßen, und wenn man sich umsieht, findet man nichts Grünes, Lebendiges, und nur Müll und Schimmel scheinen hier die Wände hochzuwachsen, aber keine einzige Pflanze.
Vorovis ist in seinem Süden von einer Steilwand begrenzt, an die sich die mächtige Zitadelle der Stadt anschmiegt, die gleichzeitig auch Regierungspalast des Regimes ist. Als einziges Gebäude der Stadt neben den Mauerringen weist es nicht den typischen vorovisianischen Baustil auf: fast sämtliche Häuser wurden im Laufe der Jahrhunderte nach oben erweitert und stets im damals vorherrschenden Stil, ja sogar verschiedene Gesteine wurden verwendet.
Bemerkenswert ist auch der sogenannte Suk, ein gewaltiges, sechsstöckiges Marktgebäude, sowie der prachtvolle Hostinostempel, der Hauptsitz des Alten Kultes.